Www.WorldHistory.Biz
Login *:
Password *:
     Register

 

19-05-2015, 13:44

Freizeitaktion, Freizeitgestaltung

Um den Jugendlichen die Teilnahme an den verschiedensten Arbeitsgebieten der HJ zu ermoglichen, fuhrte die Hitler-Jugend einen andauernden und schlieBlich erfolgreichen Kampf um Freizeit

Fur alle Jugendlichen. Freizeitaktionen wurden von alien Fuhrungs-ebenen der HJ durchgefuhrt, von der Reichsjugendfuhrung, den Gebietsfuhrungen, den Obergaufuhrungen, den Bannfuhrungen bis zu den Unterbann - und Ringfuhrungen. Es wurden immer wieder Gesprache sowohl mit den groben Industriebetrieben, als auch mit jedem Handwerksmeister und Kaufmann gefuhrt, um mehrere oder auch einzelne Jungen und Madchen fur ein Zelt - oder Sommerlager, fur eine Fahrt oder eine andere Veranstaltung freizubekommen.

Wesentlicher als diese Uberlegungen waren grundsatzlich sozial-politische Forderungen der Hitler-Jugend. "Die Kameradschaft" Nr. 13/1936 schreibt dazu:

"Es darf bei allem Optimismus bei der Beurteilung der Lebensfragen der Jungarbeiterschaft nicht vergessen werden, dafi die Freizeitverhdltnisse der Jugend heute noch — nicht nur im Bergbau — unertrdglich sind. Ich bin der festen Uberzeugung, dafi auch auf diesem, fur die Jugend so entschei-denden Gebiet alle Schwierigkeiten uberwunden werden konnen, wenn sich alle Beteiligten daruber klar werden, dafi die Freizeit der Jugend von heute die Gesundheit des Volkes von morgen sein wird. Der Einwand, dafi eine drei - bis vierwochige Erholungspause des Lehrlings in den Sommer-monaten eine empfindliche Schddigung der Wirtschaft bedeuten wurde, ist nicht stichhaltig. Was in diesen kurzen Ferienwochen an Arbeitsfreudigkeit und Lebensfrische gewonnen wird, kommt ja der Arbeit und damit auch der Wirtschaft zugute und steht in keinem Verhdltnis zu den dabei aufzuwendenden Mitteln. Die Forderung nach der Freizeit des Jungarbei-ters ist ein Programmpunkt, von dem die Hitler-Jugend niemals abgehen wird."

Ein Zwickauer Madchen berichtet:

"Vor uns liegt die Waldwiese, wo unsere Zelte stehen. Dort sind schon unsere Kameradinnen. Alle sind sie da. Wir liegen im Gras. Ich glaube, jede geht ihren Gedanken nach. Fast traumhaft ist die Stille. So ein Sonnentag, in der Gemeinschaft erlebt, draufien am Lager, ldfit uns aufleben, verhindert, dafi wir selbst so grau und tot werden wie unsere Werktage, die wir Tag fur Tag an den Maschinen stehen.

Wir jungen Menschen brauchen Sonne und Frohsinn, wenn wir nicht verkummern wollen. Wir mussen einmal im Jahr alles Alltdgliche hinter uns lassen. Wir wollen einmal im Jahr ein paar Wochen Freizeit haben, um Krdfte zu sammeln fur unsere Arbeit. Wir wollen Deutschland kennen-lernen. Wir wollen einmal im Jahr die Fabriksdle hinter uns lassen und in der Sonne durch Deutschland marschieren. Allen, allen wollen wir sagen: Gebt und Freizeit! Ich weifi, wir werden Freizeit haben."

("Das deutsche Mddel", 1935}


Eine Jungarbeiterin:


Ins Freie

Blumen stehen auf meinem Tisch — aberfreuen kann ich mich nicht.

Grellweifi scheint der Arbeitslampe Licht, und ich sehne mich ins Freie.

Ein kleiner Spatz schilpt draufien sein unbekummertes Lied — und meine Gedanken laufen mit meiner Sehnsucht mit...

Die Forderungen der Hitler-Jugend nach mehr Freizeit fur Jugendliche wurden durch folgenden ErlaB vom Reich anerkannt:

Der Reichsminister der Finanzen gab bekannt:

"Ich bin damit einverstanden, dafi in den Verwaltungen und Betrieben des Reichs der Lohn der Arbeiter unter 24 Jahren mit Wirkung vom 1. Juli 1937 ab mit nachstehenden Hundertsatzen des 24jahrigen Arbeiters errechnet wird.

Nach  Vollendung des 17. Lebensjahres mit 70 v. H.

Nach  Vollendung des 19. Lebensjahres mit 80 v. H.

Nach  Vollendung des 20. Lebensjahres mit 90 v. H.

Nach  Vollendung des 21. Lebensjahres mit 100 v. H.

Ferner ist der Urlaub fur Lehrlinge und jugendliche Arbeiter kunftig wie folgt zu bemessen:

Vor vollendetem  16. Lebensjahr mit 18 Arbeitstagen

Vor vollendetem  17. Lebensjahr mit 15 Arbeitstagen

Vor vollendetem  18. Lebensjahr mit 12 Arbeitstagen

Vor vollendetem  19. Lebensjahr mit 9 Arbeitstagen

Vor vollendetem  21. Lebensjahr mit 7 Arbeitstagen

Wenn der Jugendliche mindestens zehn Tage an Lagern oder Urlaubs-fahrten teilnimmt, die von der Hitler-Jugend gefuhrt werden, erhoht sich der Urlaub der Jugendlichen unter 18 Jahren auf 18 Arbeitstage. Im Einvernehmen mit dem Herrn Reichs - und Preufiischen Minister des Inneren bin ich damit einverstanden, dafi die vorstehenden Regelungen auch in die Dienstordnungen anderer offentlicher Verwaltungen und Betriebe ubernommen werden.

Gez. Graf Schwerin v. Krosigk"

("Das junge Deutschland", Heft 9, Jg. 31, Berlin 1937, S. 426)

Der fur die Durchfuhrung des HJ-Dienstes erforderliche FruhschluB (14 Uhr) vor Sonn - und Feiertagen wurde geregelt. Der groBte Fortschritt war die reichsgesetzliche Regelung des bezahlten Urlaubs fur Jugendliche (Unter 16 Jahre = 15 Werktage, uber 16 Jahre = 12 Werktage). Der Mindesturlaub fur Jugendliche, die 10 Tage an einem Lager oder einer Fahrt der HJ teilnahmen, erhohte sich fur alle auf 18 Tage; er sollte in die Zeit der Berufsschulferien sowie die der Lager oder Fahrten gelegt werden.

Die Hitler-Jugend erkampfte nicht nur Freizeit fur die Jugend-lichen, sondern bemuhte sich intensiv, Handreichungen fur die Gestaltung der Freizeit zu erarbeiten und dafur Beispiele zu geben, z. B. wahrend der Sommerlager. Das Problem der Freizeitgestaltung ergab sich dringend in den Jugendwohnheimen bei den GroBbetrie-ben. In dem 1942 herausgebrachten Buch "Das Jugendwohnheim" heiBt es uber die Freizeitgestaltung (S. 65):

"Die Gestaltung der Freizeit dient vor allem der Erziehung der Jugendlichen und der Formung der heranreifenden jungen Person-lichkeit. Die Freizeitgestaltung ermoglicht die unbedingt erwunschte Auflockerung der Erziehung in den Wohnheimen. Freizeit ist Er-holung und Entspannung. Sie soll daher von den Jungen und Madchen so vielseitig wie moglich ausgenutzt werden. Die Aufgabe der Freizeitgestaltung liegt vor allem darin, allen die Moglichkeit zu geben, sich entsprechend ihren Anlagen und Neigungen zu beschafti-gen. Diese privaten Neigungen des einzelnen, die als Ausdruck einer gerade fur den deutschen Menschen typischen individuellen Abson-derung trotzdem in der Stille so wesentliche Werte zu schaffen vermogen, gilt es fur die Gemeinschaft nutzbar zu machen, die wiederum ihre erzieherischen Krafte auf die einzelnen ausstrahlt.

Freizeitgestaltung lafit sich nicht befehlen und ist keine Ange-legenheit eines ausgeklugelten Dienstplanes. Vielmehr mussen die Jungen und Madel aus sich heraus ihre Freizeit formen und ent-wickeln konnen. Aufgabe der Heimerzieher und Heimerzieherinnen ist es, dabei in erster Linie Anregungen zu geben, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, alle Moglichkeiten und Voraussetzungen fur die Gestaltung der Freizeit zu schaffen und, so weit erforderlich, das Interesse und die Neigung der Jugendlichen fur bestimmte erziehe-risch wertvolle Mafinahmen zu wecken. Die sichere Durchfuhrung dieser Aufgabe erfordert von den Heimerziehern und - erzieherinnen ein hohes Mafi an Verstandnis fur die Neigungen der Jugendlichen, ein geschicktes Einfuhlungsvermogen und eine sichere Hand bei der Auswahl der Mafinahmen, die der Freizeitgestaltung dienen konnen. Gesang, Musik, gesellige Spiele, Erzahlen, Vorlesen, Stegreifspiele, der Besuch von Theatern, Konzerten, Dichterlesungen, Jugendfilm-stunden gehoren ebenso dazu wie die Werkarbeit oder stille Stunden, um ein gutes Buch zu lesen. Wichtig ist, dafi nicht alle Jungen und Madchen zur gleichen Zeit dasselbe tun mussen. Die Freizeitgestaltung kann und mufi auch aufierhalb des Heimes statt-finden konnen."



 

html-Link
BB-Link