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15-05-2015, 14:01

Aus dem Schrifttum der Hitler-Jugend zitieren wir zum selben Thema

"Jungvolkpimpfe bilden sich nicht ein, Manner zu sein. Sie wollen nichts anderes sein als Jungvolk, als Buben, die die Kinderschuhe ausge-treten haben und schon wissen, wie man Zelte baut und im Kochgeschirr Erbsensuppe bereitet. Oh, ein Pimpf versteht schon etwas von der Welt!

Wenn er unterwegs seine Hosen zerreifit, naht er sie selber wieder zusammen. Pimpfe sind auf sich selbst gestellt; Kinder verreisen nur in Begleitung von Erwachsenen, Pimpfe gehen mit ihrem Fuhrer auf Fahrt. Im Jungvolk herrscht wie in allen Gliederungen der HJ das Bewufitsein des Jungseins. Die Jugendzeit ist zu schon, um abgekurzt zu werden. Noch bis 18 Jahre ist man in der HJ ein Junge und nicht ein Pseudo-Erwachsener.

Die HJ ist in ihrem ganzen Aufbau eine Jugendbewegung und kein junges Militar. Wer das Wesen der HJ erkunden will, darf sich nicht damit begnugen, ihre Kundgebungen und Aufmarsche zu besuchen. Auch

Heimabende und Lager sind kein vollkommener Ausdruck der Idee der neuen deutschen Jugendbewegung. Man mufi die HJ in ihrer stillen Arbeit, namlich bei der Losung ihrer grofien, vom Staat gestellten Aufgaben beobachten. Wer ein vom BDM betreutes Umschulungslager stadtischer Jugend fur die Landwirtschaft besichtigt, oder eine aus arbeitslosen

Arbeitern zusammengesetzte Landhelfergruppe, weifi am besten, welche ungeheuere sozialistische Aufgabe von der HJ getragen wird. In der sozialen Arbeit erhalt die Idee der HJ ihre uberzeugendste Ausdrucksform. Selbstloser Dienst ist Forderung der HJ an den einzelnen Angehorigen ihrer Kameradschaft; selbstloser Dienst ist auch die Parole, unter der sich die Gemeinschaft fur den einzelnen einsetzt. "

"Wir versuchen, den Blick der jungen Generation auf das Ganze zu richten."

"Es ist vielleicht gerade diese sozialpolitische Arbeit der HJ, die sie so ganz abhebt von dem, was wir vor ihrem Entstehen Jugendbewegung nannten. Die HJ fluchtet nicht aus der harten Gegenwart, sondern steht mitten in ihr. Sie dient der Zukunft, indem sie die Aufgaben lost, die ihr vom Leben der Gegenwart gestellt werden. Sie weifi, dafi ihr Weg in die Zukunft durch das Tor der Leistung geht."

"Jeder Junge will ein Mann werden und jedes Madchen eine Mutter, aber zunachst ist das Madel im BDM und der Junge in der HJ, und beide leben ihr eigenes Jugendleben; den wunderbaren Abschnitt, der genau wie die Kindheit ein in sich Abgeschlossenes und Ganzes ist mit Reife und Alter im ewigen Rhythmus des Lebens."

Diese allgemeinen Erziehungsgrundsatze waren Leitlinien fur alle Aufgabengebiete der Hitler-Jugend, mogen sie nun von der Reichs-jugendfuhrung gestellt worden sein, oder von den Gebietsfuhrungen: oder aber die Madel - oder Jugendeinheiten hatten sie selber aufge-griffen, angepackt und durchgefuhrt.

Jeder Staatsjugend kann unterstellt werden, dab sie durch Re-glementierung und Uniformierung Jugend abtotet. Das wird ge-flissentlich immer der HJ nachgesagt. Wer sich eine Vorstellung von der erbarmungslosen Kriegfuhrung und ihrer Auswirkung auf die Heimat machen kann, der wird auch ermessen konnen, welche psychologische Beeinflussung bei der heimat - und vaterlandsver-bundenen Jugend dadurch ausgelost wurde. Das Verhalten der deutschen Jugend im Kriege, ihr oft genug unter Beweis gestelltes selbstandiges mutiges Zugreifen in vielfach verzweifelten Situationen spricht nicht dafur, dab die HJ als "Staatsjugend" durch etwa ge-forderten blinden Gehorsam Jugend abgetotet hatte. Die deutsche Jugend war auch im Kriege voller Freude und Zahigkeit in der Erfullung der Leistungen, die die Notlage von ihr forderte.

"Sie war stolz auf den Erfolg, begierig danach, sich im Dienst, der kein Kinderspiel war, sondern ernste Notwendigkeit, zu bewahren." (Maschmann, "Fazit", S. 145)

Es hat wohl kaum eine Jugend gegeben, die sich so fruhzeitig vor selbstandig zu bewaltigende Aufgaben stellte, wie die in der Hitler-Jugend.

Das Reichsgesetz uber die Hitler-Jugend v. 1. Dezember 1936 kennt drei Erziehungsfaktoren: Elternhaus, Schule und Hitler-

Jugend. Es mubte gemeinsame Erziehungsaufgaben geben. Die drei Erziehungsbeauftragten konnten nicht so differenzierte Erziehungs-aufgaben haben, dab Widerspruche entstanden, zum Schaden der Jugend und folglich zum Schaden der Volksgemeinschaft. Das Elternhaus stand in der naturgegebenen Pflicht der Erziehung. Ihm waren keine einschrankenden Erziehungsvorschriften zu geben. Die Erziehungspflicht der Eltern umfabt alles.

Im Schulbereich galten Erziehung und Unterweisung. Wurde die Schule nur unterweisen, nicht erziehen, wurde die Einheitlichkeit des Erziehungsauftrages nicht bestehen. Die Erziehung in der Schule wird durch die Personlichkeit des Lehrers bestimmt.

In der HJ erzieht die Jugendgemeinschaft durch Erlebnis zur

Volksgemeinschaft. Diese Aufgabe ist im Gesetz uber die HJ beson-ders betont worden. Die Erziehung in der Hitler-Jugend geschah durch die Gemeinschaft.

Jugend wird durch Jugend erzogen.

Das Prinzip der Selbstfuhrung der Jugend konnte in der erzieheri-schen Zielsetzung nicht auf eine Spezialausbildung zu einem Beruf ausgerichtet sein, wohl aber Anlagen in Jungen und Madeln fur die Berufsausbildung fordern. Die geeinte deutsche Jugend kam aus allen Volksschichten. Das Erziehungsprinzip muBte sich auf Ge-meinschaft ausrichten, letztlich auf die Gemeinschaft des deutschen Volkes. So gesehen war die Selbsterziehung der Jugend in der Hitler-Jugend eine politische Funktion. Diese konnte ihre "Motivie-rung" nur in der totalen Gemeinschaft der Jugend finden, und auch nur durch diese selbst vollzogen werden. Die deutsche Jugend stand damals wie selbstverstandlich in dieser eigentlich gigantischen Auf-gabe. Heute mussen wir diese Aufgabe als den Kernpunkt der Selbsterziehung der Jugend im Dienst der Hitler-Jugend ansehen.

Fur diese Aufgabe hatten sicher — wie vor 1933 — Personlich-keiten der alteren Generation gewonnen werden konnen, wenn auch mit dem Aufbau der groBten Jugendorganisation fur den gleich-zeitigen Ausbau aller anderen Organisationen im Sport, im Arbeits-dienst, in der Wehrmacht und in den Gliederungen der Partei Fuhrerpersonlichkeiten benotigt wurden. In der deutschen Jugend-gemeinschaft zeigten sich bei der Bewaltigung der entstandenen Aufgaben Begabungen, Fahigkeiten und charakterliche Werte, die jetzt erst zum BewuBtsein gelangten. Sicher sind bei dem plotz-lichen, riesigen Mitgliederzuwachs kleine Dummheiten, Ungeschick-lichkeiten und auch Fehler vorgekommen. 1934 muBte deshalb eine totale Mitgliedersperre verfugt werden. Die Eltern der Jungen und Madel hatten bald Vertrauen gefunden zur Hitler-Jugend und sie waren stolz auf ihre Kinder, daB sie sich des in sie gesetzten Vertrauens wurdig erwiesen. Die Erziehung der deutschen Jugend durch die Jugend selbst konnte keine Fortsetzung des Schulunter-richts mit anderen Mitteln sein, sondern die Aufgaben der HJ und der Schule muBten klar voneinander getrennt werden. So entwickel-te sich aus der Jugendarbeit heraus die Revolution der Erziehung, die Baldur von Schirach in vielen Reden immer wieder prazisiert hat. Er war selber erst um die dreiBig Jahre alt, und die Jungen und Madel an der Front der Erziehungsarbeit waren alters - und haltungs-maBig tatsachlich Jugendliche.

Weltanschauliche Schulung

Schulungsarbeit wurde von der Hitler-Jugend schon in der Kampfzeit betrieben. Wenn die Auseinandersetzung mit anderen Jugendlichen und Jugendgruppen erfolgreich sein sollte, muBten bessere Argumente vorgebracht werden konnen. Zu einer groBen, bedeutungsvollen und zukunftsweisenden Aufgabe wurde die Schulungsarbeit der HJ nach 1933. Das Jahr 1934 wurde zum "Jahr der Schulung" erklart. Die Schulungsarbeit erstreckte sich sowohl auf die korperliche als auch auf die weltanschauliche Schulung, besonders jedoch auf die Festigung des Charakters. Daneben sollte ein MindestmaB an politischem und geschichtlichem Wissen ver-mittelt werden, um das politische Interesse fruhzeitig zu wecken.

Der Schulung der Einheiten muBte naturlich eine Schulung der Fuhrerschaft vorausgehen. Die erste Fuhrerschule der Hitler-Jugend entstand schon 1932 in dem Dorf Flechtorf bei Braunschweig. Sie konnte sogar die Verbotszeit und die Verfolgung des Nationalsozia-lismus uberstehen. In der Burg Campen fanden ab Mai 1932 Lehrgange abwechselnd fur Jungen und Madel statt.

Die Fuhrerschulung war eine fortdauernde Aufgabe, da die untere und mittlere Fuhrerschaft durch das naturliche Herauswachsen aus dem Jugendalter und durch Heiraten der Madel stark wechselte. Die Fuhrer und Fuhrerinnen bis zum Fahnlein - und Gefolgschafts-fuhrer sowie bis zur Jungmadel - und Madelgruppenfuhrerin wurden in dreiwochigen Lehrgangen an den Gebiets - und Obergau-Fuhrer-schulen fur die Aufgaben vorbereitet. Jedes Gebiet und jeder Obergau hatte mindestens eine solche Schule. Diese waren wie Internate eingerichtet mit HJ-eigener Verwaltung. Die Schulen wurden von den Bannen und Untergauen beschickt. Die Jungen und Madel waren zwischen 15 und 18 Jahre alt. Eine Gebietsfuhrerschule wurde mit einem Leiter, vier Ausbildern und mit Verwaltungs - und Kuchenpersonal besetzt. Von den Ausbildern waren in der Regel 2 Diplomsportlehrer, 1 Gelandesportlehrer und 1 Lehrer fur musische Ausbildung. Der Schulleiter ubernahm in der Regel die weltanschau-liche Schulung. In der Obergaufuhrerinnenschule standen der Leiterin, die im allgemeinen selbst die weltanschauliche Schulung durchfuhrte, eine Sportwartin (Sport, Gymnastik) und eine Mit-arbeiterin fur die Kulturarbeit (Singen, Werken, Laienspiel) zur Verfugung.

Zu den Schulen gehorte ein Sportplatz, ein KleinkaliberschieB-stand (naturlich nicht fur Fuhrerinnen), Unterrichtsmaterial, eine Bucherei, Musikinstrumente, Sportgerate aller Art und Filmgerat. Im Laufe der Zeit wurden solche Schulen neu erbaut. Die Teilnehmer an den Lehrgangen wurden fur die Personalabteilungen der Gebiete und Obergaue beurteilt. Die Lehrkorper der Schulen muBten die geistige und korperliche Veranlagung, das Geschick und die Fahig-keiten der Jugendlichen zum Fuhren entwickeln, fordern und am SchluB des Lehrgangs beurteilen. Die Fuhrer und Fuhrerinnen der unteren Einheiten wurden mehrfach im Jahr zu Wochenendschulun-gen in Jugendherbergen zusammengerufen. Im Jahre 1937 wurde von der Hitler-Jugend zunachst in den Stadten das "Fuhrer-schulungswerk" eingerichtet. In freiwilligen, weltanschaulich-politischen Arbeitsgemeinschaften fanden sich unter Leitung sach-kundiger Manner und Frauen aus Politik, Wissenschaft und Wirt-schaft Fuhrerinnen und Fuhrer zusammen, um ihre Kenntnisse und Ausbildung zu vervollstandigen.

Das hohere Fuhrerkorps, die Bannfuhrer, Untergaufuhrerinnen und die Mitarbeiter in den Staben erhielten ihre Ausbildung auf den Reichsfuhrer - und Reichsfuhrerinnen-Schulen. Es handelte sich hier u. a. um Weiterbildung, um Horizonterweiterung durch Vortrage, Besichtigungen, Fahrten und Kunstdarbietungen. Dazu folgender Bericht:

"Erwartungsvoll sitzen wir im Musikraum der Fuhrerinnenschule, das helle Licht der Sonne fallt gedampft durch das grofie Deckfenster. Grofi, grauhaarig, mit eindrucksvollem Gesicht steht Elly Ney vor uns.

'Ehe ich spiele, mochte ich zu ihnen uber Musik sprechen, und uber den, dessen Werk ich spielen werde, weil er der grofite deutsche Meister ist — Beethoven.'

Sie spricht zuerst uber die Musik, die nur der Unterhaltung dient, die nicht das Herz erfafit, sondern irgendwie oberflachlich in gutem oder schlechtem Sinne nur die Sinne beruhrt. Es ist uns allen so ergangen, sagte sie, dafi wir unsere Aufgabe nicht mehr voll erkannten, weil niemand uns fuhrte. Wir wollten auch zuweilen den leichteren Weg des Lebens gehen, und waren so am Leben vorbeigegangen, wenn nun nicht wieder jedem klar und eindeutig der Weg gewiesen worden ware. Jeder erkannte wieder seine Aufgabe und lernte sie lieben, und die Erfullung unserer Aufgabe gibt uns starkere Kraft. So gab der Fuhrer auch dem Kunstler seinen Platz wieder, als er auf dem Reichsparteitag sagte, dafi der Kunstler eine Mission im Volk zu erfullen habe. Seine Gestaltungskraft mufi ihn Mittler sein lassen zwischen Gott und dem Gottlichen im Menschen. Er mufi das Gottliche, das Gott jedem mitgab, tausendfach vervielfdltigt ins Volk zuruckstrahlen. Dann spielte Elly Ney Beethovens Apassionata, sie spielt — und jedes Motiv der Musik, ob Schmerz, ob Freude, Kampf oder Harmonie spiegelt ihr Gesicht wider. Niemals erlebte ich Beethovens Musik wie an diesem Morgen. Zuletzt spielte sie Spittas: 'Heilig Vaterland'! 'Denn', sagte sie, 'ich bin glucklich, in diesem Komponisten der Hitler-Jugend wieder gleiche Kraft und starken Ausdruck deutscher Innigkeit gefunden zu haben'.

Unvergefilich bleibt uns Mddeln diese Morgenstunde, die uns nicht nur das vollendete Konnen einer Kunstlerin erleben liefi, sondern auch das Wesen eines grofien Menschen."

Je eine Reichsfuhrerschule fur die mannliche und die weibliche Fuhrerschaft der Hitler-Jugend wurde 1933 in Potsdam eingerichtet. Der Bund deutscher Madel unterhielt auBerdem Reichsfuhrerinnen-schulen in Bad Godesberg und Boyden (OstpreuBen). 1939 wurde die neuerbaute "Akademie fur Jugendfuhrung" in Braunschweig bezogen. Die bewahrtesten HJ - und DJ-Fuhrer sollten hier auf den neuen Beruf, HJ-Fuhrer, vorbereitet werden. Nach dieser akademi-schen Ausbildung sollte der HJ-Fuhrer seinen Wehrdienst bis zur Beforderung zum Leutnant leisten, ein Jahr in der Wirtschaft — moglichst im Ausland — tatig sein und dann in der Jugenderziehung eingesetzt werden. 1940 wurde die Ausbildung kriegsbedingt einge-stellt. Der BDM bezog die Akademie, weil seine Akademie in Wolfenbuttel noch im Bau war. Fur die Madelfuhrerinnen war die akademische Ausbildung naturlich ebenso grundlich und sorgfaltig geplant. (Siehe: Roswitha Paysen "Als ich zwanzig war")

Wer sich in den Jahren 1937 und 1938 ein Bild von der internen Kleinarbeit der Hitler-Jugend und ihrem disziplinierten Auftreten in der Offentlichkeit machen konnte, fragte sich, wie das in kurzen vier Jahren erreicht werden konnte. Aus der brodelnden Masse der Begeisterten war eine gestraffte Organisation begeisterter Jungen und Madel geworden. Das war nur moglich durch Auswahl und Schulung von Fuhrern. Wie die bewahrten Fuhrer jeder Jugend-bewegung hatten auch die in der Kampfzeit von der Jugend anerkannten HJ-Fuhrer und - Fuhrerinnen die Erfahrung gemacht, daB sich Jugendfuhrer nicht beliebig und in gewunschter Zahl aus einer Schule "ausstoBen" lassen. Menschen, die nicht zum Fuhren geboren sind, werden auch durch Fuhrerschulen kaum dazu befahigt werden konnen. Die Fuhrerfrage konnte nicht mechanisch dadurch gelost werden, daB einem wahllos zusammengewurfelten Kreis von "Kandidaten" eine Serie von Vortragen vorgesetzt wurde. Die

Fuhrerschulen der HJ sollten denen, die sich im Dienst unterer Einheiten bewahrt und so die Anerkennung der von ihnen gefuhrten Jugend erworben hatten, praktische Kenntnisse fur hohere Fuh-rungsaufgaben vermitteln. Die Fuhrerschulen sollten ihre Lehrgangs-teilnehmer durch die in der Fuhrerschulgemeinschaft ermoglichten starken Erlebnisse fur die Ubernahme groBerer Aufgaben erneut begeistern. Ein Jugenderzieher sollte nicht lehren, sondern durch seine Personlichkeit vorleben. Wer so Jugend fuhrt, wird aus eigenem Antrieb und aus eigener Verantwortung alles daransetzen, sich selber in seinen Personlichkeitswerten weiterzuentwickeln, um seine Jungen und Madel nicht zu enttauschen. Er wird, solange er Jugendfuhrer ist, nicht nachlassen, eine kraftvolle, jugendliche Personlichkeit zu sein. Ihr Ideal sah die deutsche Jugend nicht in einem romantischen Wolkenkuckucksheim oder dem Erlebnis eines ewigen Feiertages. Echte, lebensbejahende Jugend will Aufgaben erfullen, sie scheut sich nicht, sich an schwerste Aufgaben zu wagen, sie will ihre Krafte an Leistungen entwickeln.

Wer Personlichkeitswerte und Fuhrereigenschaften gezeigt hatte, konnte auch die Gewahr dafur bieten, daB er nach langerer Aus-bildung auf der Akademie fur Jugendfuhrung in dem "Beruf" des Jugendfuhrers ein echter Jugendfuhrer blieb.

Hart betroffen wurde die HJ-Fuhrerschaft durch den Krieg. Nun muBten noch mehr Moglichkeiten zur Fuhrerschulung gefunden werden. Wenn auch wichtige kriegsbedingte Aufgaben ubernommen wurden, so sollte doch der Jugenddienst nicht zu sehr vernachlassigt werden. Auf dem Ausbildungsplan standen: Heimabendgestaltung, Dienstunterricht, Singeschulung, Werkarbeit, Heimspiele, Sport-unterricht. Vor allem sollte die weltanschauliche Schulung auBer dem notigen Rustzeug fur "Dienst" und "Einsatz" Selbstver-trauen, Kraft und Schwung fur die Arbeit der Jugend geben.

Heimabende

Die Schulungsarbeit fur die Jungen und Madel vollzog sich in der Hauptsache an den Heimabenden, die jeden Mittwoch in den HJ-Heimen stattfanden. Material fur diese weltanschauliche Schulung wurde durch Heimabendmappen, Diapositive, Filme, Rundfunk usw. von der RJF angeboten. Fur diese umfangreiche Arbeit waren in der Reichsjugendfuhrung sowie in den Gebieten und Obergauen das Amt bzw. die Abteilungen fur weltanschauliche Schulung zustandig. Die Themen fur die Schulung wurden dem politischen Geschehen der Vergangenheit und Gegenwart entnom-men. Literatur und Liedgut waren aufeinander abgestimmt. Die verschiedenen Altersstufen der Jungen und Madel wurden beruck-sichtigt. So war "Die Jungenschaft" fur das Deutsche Jungvolk, "Die Kameradschaft" fur die 14 - 18jahrigen Jungen bestimmt. Die Jungmadel arbeiteten mit der Mappe "Die Jungmadelschaft" und die alteren Madel mit der Heimabendmappe "Die Madelschaft". Daneben standen in den Heimen und bei den Banndienststellen Buchereien zur Verfugung. Der Gebrauch der Schulungsmittel stand folgerichtig unter dem Prinzip der Selbstfuhrung. Eine Dienstanwei-sung des zustandigen Abteilungsleiters im Gebiet 7 besagte:

"Ich mochte davon absehen, euch auf die Ausgestaltung der Heimabende naher festzulegen, da dies nach der Lage der ortlichen Verhaltnisse geschehen mufi. Bei Verwendung der Heimabendmappen der Reichsjugendfuhrung ist es nicht erforderlich, sich vollkommen an ihren Text zu halten, sondern es bleibt dem Heimabendleiter zur weitgehenden Ausgestaltung genugend Moglichkeit."

Eine wesentliche Hilfe fur die Schulungsarbeit bot das Bildgerat. Fur dieses wurden je 36 Dias mit Text uber die verschiedensten Schulungsthemen zur Verfugung gestellt. Die "HJ-Kanone" konnte in jedem Heim der Hitler-Jugend bei Gleich - und Wechselstrom eingesetzt werden. Ihre recht stabile Bauart und das geringe Gewicht (7 kg, KoffermaBe 20 x 30 x 40 cm) ermoglichten einen leichten Transport und die Mitnahme in Zeltlager. Die Bedienung war so einfach, daB sie jeder schnell erlernen konnte. Der Preis fur das Gerat mit samtlichem Zubehor betrug 100 RM.

Die Heimabendmappen wurden vom Amt fur weltanschauliche Schulung herausgegeben. Von Fall zu Fall wurden aber auch Mappen von anderen Amtern der Reichsjugendfuhrung zusammen-gestellt, wenn die Themenstellung in deren Arbeitsgebiet fiel. So ergab sich zum Beispiel die Zusammenarbeit mit den Amtern fur Kultur, Ausland, Gesundheit, Soziales, Bauerntum und Landdienst.

Eine Heimabendmappe "Die Kameradschaft" 7/1936 enthielt u. a. diese Hinweise zur Durchfuhrung des Heimabends:

1.  Die Heimabendgemeinschaft umfafit hochstens eine Schar bzw. einen Jungzug, keine grofiere Einheit.

2.  Der Heimraum wird, wenn es die Witterungsverhaltnisse zulassen, kurz vor Beginn des Dienstes gemeinsam betreten, ebenso unmittelbar nach Beendigung des Heimabends gemeinsam verlassen. Zu weiteren Zu-sammenkunften kann das Heim dann neu betreten werden.

3.  Wir verzichten auf Tische, die nur zu lassiger Haltung verleiten. Wir ordnen die Stuhle oder Schemel im Dreiviertelkreis. Im offenen Viertel sitzt der Leiter des Heimabends.

4.  Der Blick der Teilnehmer fallt uber den Heimabendleiter auf das Bild des Fuhrers.

5. Der Leiter des Heimabends ist bemuht, viele Jugendgenossen zur Gestaltung mit heranzuziehen, soweit hierdurch nicht das Gelingen des Abends gefahrdet wird.

6.  Der Heimabendleiter leitet den Heimabend straff und bestimmt. Mit Nervositat und Schimpfen erreicht er jedoch nichts. Der Grund fur Unaufmerksamkeit ist meist in mangelhafter Durchfuhrung des Abends zu suchen. Wenn der Fuhrer der Einheit den Heimabend nicht selbst leitet, so beschrankt er seine Eingriffe auf das notwendige Mafi.

7.  Wir sind bestrebt, mit unseren eigenen Worten zu schulen. Wir lesen nur

Vor, wenn die  Ausfuhrungen vom Fuhrer oder Reichsjugendfuhrer

Stammen, wenn der - vorliegende Text dichterisch gestaltet ist, oder wenn die eigene Wiedergabe die Wirkung einer vorliegenden Schrift nicht annahernd erreicht. Wir pflegen bewufit die uns angeborene Erzahlergabe.

Die Heimabende der Madel hatten ihren eigenen Charakter, und die Themen wurden dem Niveau der Altersstufen auch in der Art

Der  Durchfuhrung angepabt. Fur die Madel wurden Heimabende,

Die sich mit der Festigung von Kulturgut beschaftigten, an Hand geeigneten Schriftgutes aus den Reihen der Madel heraus gestaltet. Es wurden — auber dem Heimabend — Moglichkeiten genutzt, durch Musikabende, Dichterlesungen, Spiele usw. die Madel zu schulen. Besondere Beachtung fanden immer wieder die Laienspiele.

Fur die Jungmadel waren die Marchen eine nie versiegende Quelle fur die Gestaltung von Heimabenden. Durch die Marchen wurde versucht, in die Lebensauffassung des Volkes einzudringen, Ver-bindungen zum Mythos, zur Sage, zum Lied und zum Tanz zu finden. Andere Abende befaBten sich mit den Festen des Jahres-ablaufes. Diese Feste sollten nicht erlebt, sondern selbst ausgestaltet werden. Zur Sonnenwende wurden vorher entsprechende Lieder eingesungen, Feuerspruche herausgesucht und naturlich uber die Bedeutung der Sonnenwende gesprochen. Zum Erntefest wurden Tanz und Gesang geprobt. Die Ausgestaltung einer Hochzeitsfeier erforderte sehr viel Sorgfalt und Hingabe. Bei der Durchfuhrung von Feierstunden und Festen ergab sich auch jedesmal die Gelegenheit, die Madel an Hand der praktischen Arbeit mit dem Brauchtum im Jahres - und Lebenslauf vertraut zu machen, von dem sie im Alltag immer weniger Begreifliches zu sehen bekamen.

Von den Madeln wurden Bilder wertvoller Kunstwerke ge-sammelt. Auch Bilder schoner Wohnungen, Wohnraume, Mobel oder anderer Einrichtungsgegenstande wurden gesammelt und be-sprochen, um so den Geschmack der Madel zu schulen. Der Arbeitsstoff bot sich uberall reichhaltig an, es kam auf die Initiative der Fuhrerin an, die Heimabende lebendig, abwechslungsreich und gehaltvoll zu gestalten. Da die Madel wahrend der Sommertage nicht in Zelten, sondern in festen Hausern (Jugendherbergen z. B.) unter-gebracht wurden, ergab sich fur sie oft die Moglichkeit, in den vorhandenen Raumen Heimabende durchzufuhren.

Film und Rundfunk

Der Film galt in der Hitler-Jugend als wertvolles Schulungsmittel. Die Reichsjugendfuhrung verlieh das Pradikat "jugendwert" an solche Filme, deren erzieherischen Wert fur die Jugend sie damit anerkannte. Mit dem Prasidenten der Reichsfilmkammer wurde vereinbart, daB die besten deutschen Filme der gesamten deutschen Jugend gezeigt werden sollten. Im Winter 1934/3 5 wurden die ersten Gemeinschaftsveranstaltungen von Filmvorfuhrungen vor

Jugendlichen durchgefuhrt, die seitdem als Jugendfilmstunden im Erziehungsprogramm der Hitler-Jugend einen festen Bestand hatten. Im Winterhalbjahr 1934/35 besuchten 300.000 Jungen und Madel die Jugendfilmstunden, im Jahre 1937/38 waren es etwa 3 Millio-nen. Der Besuch war freiwillig. Der fur die HJ nutzliche Film sollte zeitnahe Themen behandeln und nicht eine bloBe Flucht in die Vergangenheit sein. Die Reichsjugendfuhrung erstellte oder lieB eigene Filme erstellen. So entstanden z. B. fur die Pimpfe: "Fahnlein Florian Geyer", fur die Jungen: "Junge Adler" und fur die Madel: "Das BDM-Werk Glaube und Schonheit". Die Jungen haben sich auch selbst an der Herstellung eigener Filme versucht, sie produzier-ten selber z. B. die Filme: "Jungzug 2", "Feindliche Ufer", (1937), "Hande hoch", bester Jugendfilm beim europaischen Wettbewerb in Florenz, die Filmschau der Hitler-Jugend "Junges Europa" erhielt als bester Dokumentarfilm einen Ehrenpreis (1940/41).

Als wichtiges Mittel zur Heimabendgestaltung wurde ferner der Rundfunk eingesetzt. Vor allem war es die Stunde der jungen Nation, die drei Jahre hindurch jeden Mittwochabend uber die Reichssender in Form von Horspielen ganz bestimmte, nach einem groBzugigen Schulungsplan aufgestellte Themen behandelte. Da-neben wurden auch andere Programmteile des Sendeplanes von der HJ bestritten. Allein im Deutschlandsender zahlte man im ersten Halbjahr 1935 fast 400 Sendungen der HJ.

Als Reichssendungen wurden allsonntaglich "Deutsche Morgen-feiern" durch die HJ veranstaltet. Den groBten Erfolg konnte das Rundfunkamt wohl mit seiner Weltringsendung buchen, als im Oktober 1935 die Jugend aus 32 Staaten uber 1.000 Sender ihre Lieder sang. Austauschsendungen mit einzelnen Landern (Polen, Finnland) schlossen sich spater an. Der Rundfunk ermoglichte es daruber hinaus, durch Gemeinschaftsempfang an wichtigen Ereig-nissen Anteil zu nehmen. Fur Kurzwellenreportagen aus dem Leben der HJ, fur Funknachrichtenversuche und andere Zwecke wurde im Dezember 1934 eine Schule fur den Funktechnikernachwuchs ge-grundet: "Die Reichsfunkschule in Gottingen".



 

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